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Du musst es tanzen können!

Ein Interview mit der Hornistin Sarah Willis

VON THOMAS OTTO

Nach dem phänomenalen Erfolg des ersten Mozart y Mambo-Albums auf ALPHA CLASSICS legt Sarah Willis – sie ist Hornistin bei den Berliner Philharmonikern - mit einem weiteren Album nach: „Mozart y Mambo – Cuban Dances“. Dafür nahm sie zwei weitere Mozart-Hornkonzerte auf (die Hornkonzerte Nr.1 KV 412 und Nr.2 KV 417), wiederum mit dem Havana Lyceum Orchestra unter der Leitung von José Antonio Méndez Padrón.

Aber „Mozart y Mambo – Cuban Dances“ ist mehr als nur eine Fortsetzung seines Vorgängers. Sarah Willis hatte eigens für dieses Album ein Hornkonzert in Auftrag gegeben: „Cuban Dances“ das allererste kubanische Hornkonzert! Sechs junge kubanische Komponisten komponierten jeweils einen Tanz für Solohorn, Streicher und Perkussion, der von den berühmtesten Tanzrhythmen aus verschiedenen Regionen Kubas inspiriert ist. Über die Besonderheiten der kubanischen Musik und die aufregenden Begegnungen bei der Entstehung ihres neuen Albums in Kuba sprach Thomas Otto mit Sarah Willis bei einem Treffen in der Berliner Philharmonie.

Ganz zu Anfang interessiert mich die Quelle Ihrer Begeisterung für die- im weitesten Sinne – lateinamerikanische, im engeren Sinne die kubanische Musik. Gab es ein Erlebnis, eine Begegnung, die als Initialzündung wirkte?

Ja. Das begann mit dem Film „Buena Vista Social Club“. Durch ihn habe ich kubanische Musik kennengelernt und ich weiß noch, es ging allen so, die diesen Film damals sahen – die Begeisterung über diese Entdeckung war unbeschreiblich. Und nun hatte ich das große Glück, zwei noch lebende Mitglieder des „Buena Vista Social Club“ für die Mitarbeit an dem neuen Album gewinnen können: den Sänger Carlos Calunga und den Güiro-Spieler Enrique Lazaga, der inzwischen 83 Jahre alt ist. Hier schließt sich für mich auf ganz wunderbare Weise ein Kreis.

 

Herausfordernd an dieser Musik ist neben den oft unerwarteten harmonischen Abläufen ja vor allem der Rhythmus. Und dieser Film macht auch den Unterschied zwischen dem europäischen und dem kubanischen Rhythmusgefühl sehr deutlich. Wie nähern Sie sich dieser Musik- über den Notentext oder über das „Bauchgefühl“, den „Groove“?

Es geht gar nicht über die ausgedruckten Noten! Man kann zwar die Töne lesen – wie zum Beispiel bei diesem Tanz hier, einem Guaguancó (zeigt auf ein Notenblatt und singt die Passage). Wenn man mir etwas aufschreibt, dann spiele ich das, wenn da ein Akzent steht, spiele ich den - so bin ich ausgebildet. Aber bei dem neuen Album mit Originalwerken kubanischer Musik, extra für Horn komponiert, habe ich gemerkt, dass meine Technik für diese Musik einfach nicht gereicht hat, um diese Stücke wirklich und wahrhaftig spielen zu können. Und darum habe ich zwei Monate vor der Aufnahme der Platte extra mit Yuniet Lombida, dem Saxophonisten und Komponisten gearbeitet. Und wissen Sie, was er gesagt hat? „Wenn du es nicht tanzen kannst, kannst du es nicht spielen.“ Und dann hab ich erst mal gelernt, diese kubanische Musik zu tanzen! Und jeder Tanz ist anders, jeder hat andere Claves, Rhythmen, die mit dem beiden Stabhölzern, den Claves, geschlagen werden. Wenn man diese Tänze verinnerlicht, dieses Agieren aus der Hüfte heraus, kann man sie authentischer spielen. Ich habe auch gemerkt, dass meine Horntechnik für so was nicht ausgebildet ist.

Wie haben Sie Ihre musikalischen Partner für das „Mozart y Mambo“-Projekt das erste Mal erlebt?

Als ich das Havana Lyceum Orchestra zum ersten Mal gehört habe, als ich José Antonio Méndez Padrón - wir nennen ihn der Einfachheit halber „Pepe“ - bei seiner Arbeit erlebte, war ich total überrascht. Sie haben Mozart gespielt, mit einer solchen Leichtigkeit, einem solchen Tanzgefühl, einer solchen Hingabe – Mozart klang hier ganz anders, er hat „gelebt“. Das war Liebe auf den ersten Blick: wie sie Musik machten, wie natürlich, mit welcher Freude am Spielen, trotz der oft schrecklichen Instrumente, auf denen sie spielen mussten. Bei der Aufnahme von „Mozart y Mambo“ hatten wir sechs Geigen, die mit Bratschenbögen gespielt werden mussten, weil es keine Violinenbögen gab! Ich höre jetzt manchmal: „Toll, was du alles für die kubanischen Musiker machst!“ Ich sehe es andersherum: sie machen so viel für mich! Ich spiele viel besser Horn, ich liebe, was ich tue, viel mehr, ich habe tanzen gelernt, und ich habe eine Familie mit 43 kubanischen Musikern! „Mozart y Mambo“ ist vielmehr als ein Album - es ist ein großes Projekt, zu dem auch Hilfsaktionen gehören, um den Kauf und die Reparatur der Instrumente bezahlen zu können, die oft in einem furchtbaren Zustand sind.

Sie haben die Zeit Ihrer Kuba-Aufenthalte auch für musikalische „Entdeckungsfahrten“ genutzt, auf der Suche nach den Wurzeln verschiedener kubanischer Tänze - war das die „Vorstufe“ zur Entstehung des Konzerts „Cuban Dances for Solo Horn, Strings and Percussion“?

„Mozart y Mambo 1“ hatten wir im Januar 2020 aufgenommen, im Juni kam das Album heraus. Inzwischen gab es Corona, Lockdown, Reisesperren. Das betraf natürlich auch die Musiker des Havanna Lyceum Orchestra, die von heute auf morgen nicht mehr spielen konnten. Ich fühlte aber für diese Leute auch eine Verantwortung. Und so bin ich im Januar 2021 noch mal nach Kuba geflogen – unter harten Lockdownbedingungen, mit Quarantäne im Hotel. Ich hatte vorher schon gesagt, dass ich gern noch zwei Mozart-Hornkonzerte, aber gern auch ein neues, kubanisches Hornkonzert aufnehmen würde. Und dann haben wir einen kleinen Wettbewerb ausgerufen unter jungen Komponisten, der eine enorme Resonanz fand - ich hatte statt eines Komponisten für das Hornkonzert gleich sechs! Die sechs Tänze haben wir dann für diese Platte in den Orten aufgenommen, aus denen sie ursprünglich stammen, das haben meine kubanischen Kollegen für mich organisiert. Hierzu gibt es übrigens einen tollen Film mit dem Titel „Cuban Dances Roadtrip“, der am 4. Dezember auf arte ausgestrahlt wird.

Einer der sechs Tänze ist der „Danzón de la Medianoche“ von Yuniet Lombida. Der Danzón, heute kubanischer Nationaltanz, hatte ja seinen Ursprung in den vornehmen Salons in Kolonialzeiten im Kuba des 19. Jahrhunderts. Später schuf der mexikanische Komponist Arturo Marquez mit dem „Danzon Nr. 2“ den wohl meistgespielten und arrangierten Danzón für den klassischen Konzertsaal. Wie erklären Sie sich, dass der Danzón heutzutage in Kuba kaum noch gespielt wir?

Das kommt von der Macht des Internets auf das Musikverhalten der jungen Generation. Sehen Sie nach Wien - tanzen die jungen Leute dort Wiener Walzer? Nein! Die gehen lieber in die Discos. Tradition bewusst fortzusetzen ist ein schweres Erbe. Deshalb liebe ich dieses Projekt so sehr, weil junge Komponisten sich für das Hornkonzert intensiv mit den alten Rhythmen und Liedern beschäftigt haben, die oft gar nicht aufgeschrieben, sondern nur durch Hörensagen überliefert sind. Beispielsweise die junge Komponistin Wilma Alba Cal, die sich für ihr Stück „Guaguancó Sencillo“ so intensiv mit einem Tanz und seiner Geschichte auseinandersetzte, den sie vorher noch nie gehört hatte. Ich bin also richtig stolz auf „meine“ Komponisten! Übrigens sind alle sechs Konzertteile in enger Kollaboration mit ihren Schöpfern entstanden – über WhatsApp gingen die Noten und Anmerkungen hin und her. Am Ende wollten sie mich sogar als Co-Komponistin in den Credits haben, weil ich oft gesagt habe: das geht so nicht, das kann ich spielen, das nicht, kann man das anders notieren …?

So wie bei Brahms, der sein Violinkonzert seinem Freund, dem Geiger Joseph Joachim quasi auch auf den Leib geschrieben hat …

… genau so!

Letzte Frage: wird es ein weiteres gemeinsames Project mit dem Havana Lyceum Orchestra geben?

Zum Glück hat Mozart vier Hornkonzerte komponiert, von denen wir erst drei aufgenommen haben … (lacht)

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